Seit ich Maria Kalaniemi 1990 auf dem Folkfest in Rudolstadt zum ersten Mal gehört habe, bin ich von ihrer Spielart tief beeindruckt. Sie hat wie nur wenige Akkordeonspieler die ungeheure Fähigkeit, mit dem Instrument zu atmen, es als einen Teil ihres Körpers einzusetzen und zu verstehen.
Vor einigen Jahren habe ich sie auf einem kleinen Festival in Bad Wildungen wieder getroffen. Dort spielte sie mit dem Gitarristen Olli Vari ruhige Stücke aus ihrem Album Bellow Poetry. In der überfüllten Kirche war es mucksmäuschenstill.
Fingerakrobatik führte sie auf dem Knopfakkordeon nicht vor. Aber die Intensität, mit der sie jeden Ton auskostete, war unvorstellbar. Aus diesem Konzert gingen Zuhörer, die sonst nichts mit dem Akkordeon anfangen konnten, tief bewegt nach Hause.
Die Musik, die sie spielte, stammte aus ihrer Heimat. Inspiriert wurde sie von Kalevala, ein von Elias Lönnrot ab 1828 auf Basis von 11 Gedichtsammelreisen nach Häme, Savo und Finnisch-Karelien geschaffenes Nationalepos der Finnen.
Das sogenannte alte Kalevala (Vanha Kalevala) wurde in zwei Teilen 1835 und 1836 in 32 Gesängen veröffentlicht.
Die Wurzeln von Maria Kalaniemi (geb. 1964) liegen in Klassik und Folklore, aber ihr Weitblick und ihre Fähigkeiten gehen weit über existierende Stile hinaus. In der technisch brillianten Virtuosin steckt eine geübte Improvisatorin ebenso wie eine kraftvolle, intuitive und feinfühlige Komponistin, deren Stücke mit den verschiedensten Stilrichtungen spielen, aber immer Maria Kalaniemis Persönlichkeit als treibende Kraft betonen.
Sie lernte das Instrument an der Sibelius Akademie in Helsinki. Während ihrer Zeit an der Akademie war sie an der Gründung der finnischen Folkgruppe Niekku beteiligt. Nachdem sie 1994 mit der Finnish Fever Tour durch die USA gezogen war, gründete sie Aldargaz und veröffentlichte “Ahma”. Mit Ritta Kossi von Varttina gründete sie das Helsinki Melodeon Ladies Quintet und arbeitete zudem mit Zeta Bop.
Auf der Bühne hat sie in höchster Konzentration immer ein sympathisches Lächeln. Die Botschaft, die sie auf dem Akkordeon übermittelt, dringt tief in die Zuhörer. Sie ist eine Persönlichkeit, die erheblich dazu beiträgt, dass das Akkordeon einen ihm gebührenden Platz in der Musik erhält und allmählich auch in die heiligen Gefilde der Kammermusik dringt.
Maria hat viele Alben mit vielen Ensembles bespielt, Bellow Poetry mit dem Gitarristen Olli Varis. Darüber hinaus ist sie Mitglied von Accordion Tribe.
Maria Kalaniemi hat im Dezember 2010 eine neue CD herausgebracht, die gleich große Aufmerksamkeit erregte. Die großartige Akkordeonspielerin aus Finnland setzt als Solo-Spielerin oder im Ensemble mit Accordion Tribe immer wieder neue Wegmarken für das moderne Akkordeonspiel. In den World-Music-Charts Europa ist das neue Album im Dezember 2010 auf Platz 2 geklettert, nur geschlagen von Afrocubism Afrocubism (Mali/Cuba)
Maria Kalaniemi spielt technisch brillant und komponiert fantastische Stücke fürs Akkordeon. Sie gehört zu den führenden Folk-Akkordeonisten der Welt. Mit Vilda Rosor (Wildrosen) unternimmt sie eine Exkursion zu den finnisch-schwedischen Wurzeln.
Mit Maria Kalaniemi spielen viele namhafte Musiker, darunter Arto Jävelä auf der Fiddle und Pekko Käppi auf der Jouhikko, einer Art Geige, wie sie für finnische Volkslieder verwendet wurde.
Klaus Spellmeyer
Auszüge aus der Diskographie:
Diskographie (Auszug)
2006 Bellow Poetry (Aito Records AICD 006)
2004 Niskavuoren Nuori Emäntä (Gudaa 41)
2003 Viimenen Maa (LUR 8902-2)
2001 Ambra (Amigo Sweden KMHCD 18)
1999 Ahma (Roccadillo Records ZENCD 2059)
1995 Iho (Olarin Musikki OMCD 57)
1992 Maria Kalaniemi (Olarin Musikki OMCD 40)
1984 Kultaisen Harmonikan Voittaja (Finnish Accordion Institute FAILP 2)
http://www.mariakalaniemi.com/
Musik aus Ihrem 2008er Album “Ahma”: