Datum/Zeit
Date(s) - 15.April 2016
19:00 - 22:00
Veranstaltungsort
Volksbad Jena
Kategorien
Rein optisch unterscheidet sich Kimmo Pohjonen radikal von seinen eher volkstümlich schunkelnden Ziehharmonikakolleginnen und -kollegen. Mit martialischem Irokesenschnitt, gestählten Oberarmen und gern auch im schwarzen Wallerock sieht er immer ein wenig aus wie eine nordische Variante von Mad Max, in keinem Falle jedoch wie ein Vertreter der Volksmusik.
Vielleicht ist diese fundamentale Abgrenzung auch nötig, denn was Pohjonen auf seinem Instrument produziert, hat nichts gemein mit einfachen Ländlern oder norddeutscher Matrosenromantik. Ganz im Gegenteil: Mit seinen unzähligen Spielpartnern und Kollaborateuren ist Pohjonen in den letzten 30 Jahren zu einem der bedeutendsten Protagonisten der Neuen Musik wie auch der experimentellen Clubmusik geworden. Er spielte in der Kölner Philharmonie genauso wie auf dem Meltdown Festival, er zählte sowohl David Bowie wie auch das Kronos Quartet zu seinen Fans und Kollegen.
Diese Rastlosigkeit und scheinbar absolut unbegrenzte Neugier spiegelt sich im Kleinen auch auf jedem Konzert wieder. Kimmo Pohjonen ist ein bekennender Improvisateur, bei ihm gibt es eher selten Proben oder feste Songlisten, hier entscheiden der Tag und die Temperatur und das Leuchten in den Augen jedes einzelnen Zuhörers über das Programm.
Und dieses Programm hat es dann auch in sich. Mit Samplern, Verstärkern und Effektgeräten erweiterte Pohjonen die Grenzen seines Instruments und eröffnete sich wie auch seinen Fans unbekannte Welten. Der Kasten mutiert unter seinen Händen zu einem monströsen Tier, das von unergründlichem Klicken, Ticken, Klackern über Blubbern und abgrundtiefes Grunzen bis hin zum hellen Singen alle Stimmarten beherrscht. Und fast scheint es, als ob Pohjonen seine ganze Kraft auf die Beherrschung dieses unbändigen, rebellischen Kastentieres aufwenden muss. Ja, es ist schweißtreibende Arbeit, die Pohjonen auf der Bühne verrichtet. Nicht ohne Grund tauchen oft klangliche Bezüge zum Hardrock und den tiefen Bereichen des Drum’n’Bass in seinen Songs auf. Doch gleich darauf werden diese Bezüge wieder verwischt – durch russische Melancholie, durch vertrackte Balkan-Tanzrhythmen oder schlicht wunderschöne, sanfte Klangwelten.
Es braucht einen Meister am Instrument, um all diese Dinge aus einem Akkorden hervorzuzaubern. Pohjonen hat dementsprechend auch die Spieltechnik von der Pike auf erlernt, ganz traditionell in einem klassischen Studium in Helsinki. Seine ersten Veröffentlichungen waren echte Folksongs, doch sehr bald erstreckte sich sein Interesse weit über die Genregrenzen hinaus. Folk und Metal, Folk und Bluegrass, Hardrock, Neue Musik, Electronica, Filmmusik – all das sind Stile, in denen Pohjonen mit seinen vielen Spielpartnern zu Hause war und ist. Nicht umsonst ist sein neuestes Album mit „Sensitive Skin“ betitelt: Die Aufmerksamkeit allen Neuerungen gegenüber, das ist wohl Pohjonens hervorstechendste Eigenschaft.
Akkordeon & Gesang – Kimmo Pohonen
Gitarre, Samples & Gesang – Inka Pohjonen
Schlagzeug & Gesang – Saana Pohjonen
VVK 16,00 €
VVK ermäßigt 13,00 €
AK 19,00 €
AK ermäßigt 16,00 €
http://www.kimmopohjonen.com/projects/kimmo-pohjonen-skin